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Academy of St Martin in the Fields – gVe Konzert
16. Januar 2024 | 20:00 - 22:00
Dienstag, 16. Januar 2024, 20 Uhr
Programmeinführung 45 Minuten vor Konzertbeginn
Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal
Der Hauch von Magie
Die New York Times attestieren ihrem Klavierspiel „übernatürliche Sensibilität, Raffinesse und Kontrolle, mit einem Hauch von Magie“, und The Times aus London schwärmen von der „trans-zendenten Leichtigkeit ihres Anschlags“ und von der „höchst intelligenten Lesart“ ihrer Interpretationen. In der Tat: Die junge italienische Pianistin Beatrice Rana gehört zu den außergewöhnlichsten Talenten unter den Klavierkünstlerinnen ihrer Generation. Daneben leitet sie seit 2017 ihr eigenes, von ihr gegründetes Kammermusikfestival „Classiche Forme“ in Lecce und ist seit 2020 auch Intendantin des Orchestra Filarmonica di Benevento. Ihr Lebenszentrum hat die Musikerin in Rom.
Debüt mit Bach
Beatrice Rana ist aber eigentlich Süditalienerin. Sie stammt aus Apulien, genauer: von der sich im äußersten Süden dieser Region erstreckenden Halbinsel Salento, die auch als der Absatz des italienischen Stiefels bezeichnet wird. 1993 wurde sie dort geboren – in Copertino, einer Stadt mit einem mächtigen Castello im Zentrum und einem malerischen Umland aus Weingärten, Gemüsefeldern und Olivenhainen. Als Tochter einer Pianistin und eines Pianisten erhielt Beatrice mit vier ersten Klavierunterricht. Im Alter von neun Jahren debütierte sie mit Bachs f-Moll-Klavierkonzert als Solistin mit Orchester. Ihre großen Idole damals: Martha Argerich und Glenn Gould.
„Man kann nicht überzeugen, wenn man andere imitiert!“
Bereits mit sechzehn schloss Beatrice Rana ein Klavier- und Kompositionsstudium am Nino-Rota-Konservatorium in Monopoli ab. Anschließend ging sie an der Musikhochschule Hannover bei der israelischen Pianistenlegende Arie Vardi in die Lehre. „Jede Stunde bei ihm“, erzählt sie, „stellte eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration dar, denn er zog Verbindungslinien zwischen den Künsten – zwischen Musik, Malerei und Literatur.“ Dabei habe er nie verlangt, seine Sichtweisen zu übernehmen, sondern habe vielmehr die Studierenden dazu ermuntert, ihren eigenen Stil zu finden. Das war für Beatrice Rana essenziell: „Man kann musikalisch nicht überzeugen, wenn man jemand anderen imitiert!“ Zurück in Italien setzte die Pianistin ihr Klavierstudium an der Accademia di Santa Cecilia in Rom fort. Zudem besuchte sie Meisterkurse von Michel Béroff, Aldo Ciccolini, François-Joël Thiollier und anderen.
Beatrice Ranas Laufbahn ist mit Preisen und Auszeichnungen gleichsam gepflastert, darunter sind der Arturo-Benedetti-Michelangeli-Preis und der erste Preis inklusive aller Sonderpreise beim Concours Musical International de Montréal. Dabei war die obligatorische Teilnahme an Wettbewerben für die Pianistin nie eine lästige Pflichtübung: „Sie sind ein sehr demokratischer Weg, um bekannt zu werden“, sagt sie. „Für mich waren sie de facto die einzige Möglichkeit, eine Karriere als Konzertpianistin aufzubauen. Denn obwohl ich aus einer Familie von Profimusikern stamme, fehlten mir die Kontakte zu hochrangigen Dirigenten.“
Mit Mendelssohn in Rom
Die stellten sich nach den spektakulären Wettbewerbserfolgen schnell ein. Heute mutet die Liste der Orchester und Dirigenten, mit denen Beatrice Rana konzertiert, wie ein Who‘s who der musikalischen Elite an. Die New Yorker Philharmoniker und Manfred Honeck gehören dazu, das Amsterdamer Concertgebouw und Klaus Mäkelä, das London Symphony Orchestra und Gianandrea Noseda, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Yannick Nézet-Séguin. Mit ihm und dem Chamber Orchestra of Europe hat Beatrice Rana jüngst eine vielgerühmte Einspielung der Klavierkonzerte von Clara und Robert Schumann vorgelegt. Auch nach Erlangen kommt die Pianistin mit Musik der deutschen Frühromantik – mit dem ungestümen Ersten Klavierkonzert von Mendelssohn, 1831 in Rom skizziert und in München vollendet. An der Seite von Beatrice Rana die grandiose Academy of St Martin in the Fields aus London und der ungarische Maestro Ádám Fischer, der auch noch den Geniestreich von Mendelssohns Sommernachtstraum-Ouvertüre dirigiert und die achte Sinfonie von Dvořák, die poetische unter den Sinfonien des böhmischen Nationalklassikers.
Text: Klaus Meyer