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Bamberger Symphoniker – gVe Konzert
24. März 2022 | 20:00 - 22:30
Donnerstag, 24. März 2022, 20 Uhr
Programmeinführung 45 Minuten vor Konzertbeginn
Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal
Rathausplatz 1, 91052 Erlangen
Mit der in Tokio geborenen Geigerin, die in Montréal und New York ihre Karriere startete, wird jedes Werk zum Erlebnis. Das gVe-Publikum bekommt mit gleich zwei Violinkonzerten und einer großen Sinfonie einen spannenden Abend geboten, zumal, wenn die „Bamberger“ als hochkarätiger und bewährter Partner und orchestraler Interpret mit von der Partie sind.
Bamberger Symphoniker
Karen Gomyo, Violine
Nicholas Collon, Leitung
Joseph Bologne de Saint-Georges
Konzert für Violine und Orchester op. 8
Sergei Prokofjew
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur op. 19
Edward Elgar
Sinfonie Nr. 2 Es-Dur op. 63
Karen Gomyo – die wilde Schöne mit unwiderstehlicher Faszination
Jakub Hrusa und die „Bamberger“ haben schon mehrfach mit der international gefeierten Solistin musiziert. An diesem Abend übernimmt der lebhafte Brite Nicholas Collon, gewitzter und vielfältig erfahrener Dirigent der jüngeren Generation, die künstlerische Leitung.
Karen Gomyo sieht – wie so viele grandiose Geigerinnen dieser Generation – fantastisch aus. Was die 39-Jährige von den teils modelgleichen Kolleginnen abhebt, ist ihre wilde Intensität, ihre bedingungslose Hingabe und die Auswahl ihres Repertoires. Da gibt es natürlich Mozart, Tschaikowski, Berg, aber auch ungewöhnliche, unbekanntere Werke im Repertoire dieser leidenschaftlichen Künstlerin. Damit sind nicht nur die für sie komponierten Werke und Uraufführungen gemeint, sondern auch Wiederentdeckungen von Klassikern. Dazu gehört etwa Joseph Bologne de Saint-Georges, ein aus Guadeloupe stammender frühklassischer Komponist und Zeitgenosse Joseph Haydns, der 14 Violinkonzerte schrieb. Die Geigerin schwärmt von dessen charaktervollen Affekten mit „genussvollem Hör- und Spielvergnügen“, etwas, was die in höchsten Musikerkreisen gefragte Geigerin mühelos vermittelt. Nichts nimmt sie auf die „leichte Geigenschulter“: Gomyo spürt jedem Ton, jeder Phrase nach, leuchtet den Werkcharakter lupenrein und brillant aus. Folgerichtig antwortet sie in einem Interview auf die Frage, was das Beste an ihrer Arbeit sei: „die nie endende Reise an Entdeckungen.“
Das alles lässt sich mit der seit 20 Jahren instrumentalen Reisegefährtin, der (geliehenen) Stradivari „Aurora ex-Foulis“ (1703) fantastisch umsetzen: „Der Aurora-Teil wurde später hinzugefügt, weil das magisch klingt“, sagt Karen Gomyo: „Es ist fast so, als könnte man sich wunderschöne Strahlen tonalen Lichts um das Instrument herum vorstellen.“ In der sehenswerten Filmdokumentation „The Mysteries of the Supreme Violin“ (übersetzt etwa „Die Geheimnisse der allerbesten Violine“) geht Karen Gomyo mit Wissenschaftlern und Geigenbauern dem legendären Mysterium von Stradivaris Instrumenten aus künstlerischer Sicht nach.
Eine andere musikalische Liebe gehört dem argentinischen Komponisten Astor Piazzolla, Tangoschuhen und der erstaunlichen Äußerung der Geigerin, dass sie gerne Bandoneon spielen würde. Vielleicht gibt es im Erlanger Konzert eine Piazzolla-Zugabe nach der unbekümmerten, wilden Unkonventionalität von Prokofjews erstem Violinkonzert. In etwa zwanzig Minuten Aufführungsdauer wird die Interpretin Karen Gomyo die vielfältigen stilistischen Stränge von Prokofjews 1917 abgeschlossenem Violinkonzert packend auffächern. Das reicht von träumerischen Lyrismen, motorisch-virtuosen Elementen hin zu Melodie und neoklassizistischen Rückbesinnungen und – typisch für den russischen Komponisten – zur verzerrenden Groteske, die Prokofjew als Scherzhaftigkeit zwischen Lachen und Spott charakterisiert wissen wollte. Karen Gomyo hat in diesem aufregend, bizarren und teils hochvirtuosen Werk die Gelegenheit, alle Register der technischen, klanglichen und kreativen Violinkunst zu demonstrieren.
Im zweiten Teil wird die gewaltige zweite Sinfonie des britischen Nationalkomponisten Edward Elgar zu erleben sein. Diese 1911 uraufgeführte Sinfonie wird in die Nähe des Zeitgenossen Gustav Mahler gerückt: Umfang, orchestraler Aufwand, ekstatischer Überschwang am Beginn der Sinfonie und die abgeklärte Ruhe am Ende des Finalsatzes lassen mit den „Bambergern“ und einem britischen Dirigenten einen aufregenden, grandiosen und ebenbürtigen Teil dieses Konzertabends erwarten, viel tonales Licht sozusagen!
Text: Josef Grün