Royal Scottish National Orchestra – gVe Konzert

Sonntag, 03. April 2022, 19 Uhr
Programmeinführung 45 Minuten vor Konzertbeginn
Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal
Rathausplatz 1, 91052 Erlangen

ZAC-Rabatt bei den Vorverkaufsstellen der Nürnberger Nachrichten erhältlich.

Im Japanischen heißt „midori“ grün, das klingt nach Wachstum, Dynamik und offenen Wegen, hin zu Neuem. Passt dieser Name zu der zierlichen Japanerin, die bereits mit elf Jahren von Zubin Mehta eingeladen wurde, das Neujahrskonzert der New Yorker Philharmoniker mitzugestalten? Zu der Zeit war sie Studentin bei Dorothy DeLay im Pre College Program der Juilliard School, und sehr dynamisch entwickelte sich Midori zu einer stark nachgefragten Violinvirtuosin, die seit knapp vier Jahrzehnten mit den großen Orchestern dieser Welt auftritt.

Royal Scottish National Orchestra
Midori, Violine
Thomas Søndergård, Leitung

William T. Walton
„Scapino – A Comedy Overture“

Pjotr Iljitsch Tschaikowski
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35

Edward Elgar
Sinfonie Nr. 1 As-Dur op. 55

Aber zu schnelles Wachstum kann die Seele auch überfordern. Selbstzweifel, die Sorge, den eigenen hohen Ansprüchen nicht permanent genügen zu können, stürzten die gefeierte Künstlerin in eine tiefe Krise, die sie mit exzessivem Üben rund um die Uhr nicht bewältigen konnte. Erst der erfolgreiche Abschluss eines Psychologie-Masterstudiums half ihr 2005 zurück zu den offenen Wegen, die sie – neben ihrer regen Konzerttätigkeit – als Dozentin für Violine an mehreren amerikanischen Universitäten und mit dem vielseitigen, innovativen Engagement für die klassische Musik im Allgemeinen, für die Kammermusik im Speziellen und der Karriereberatung für junge Musikerinnen und Musiker gefunden hat.

So ermöglicht sie mit der von ihr gegründeten Organisation Partners in Performance Konzerte auch in Orten abseits der klassischen Hotspots. Ihr University Residencies Program führt sie zusammen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern jeweils für ein paar Tage an Universitäten, wodurch der Kontakt zwischen Kunstschaffenden, Studierenden, Fakultäten und an die Universität angeschlossenen Veranstaltern hergestellt und verfestigt wird. Perfektes Networking mit hoher Wirksamkeit.

Während der Corona-Pandemie führt Midori ihre Meisterklassen und Workshops online durch. Darüber hinaus gibt sie Eltern via Internet Tipps, wie sie ihre Kinder zum Üben motivieren können oder was man als junge Künstlerin und junger Künstler tun muss, um mit Musik seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Midori gibt praktische Hinweise, die in dieser Klarheit Seltenheitswert haben.

Für ihr künstlerisches Lebenswerk wurde Midori im Mai 2021 vom United States’s National Cultural Center mit den 43. Kennedy Center Honors ausgezeichnet. Sie verbinde auf anmutige Weise Präzision und Ausdruck, wodurch ihre Auftritte gleichzeitig hohe Kunst und tiefstes menschliches Empfinden erlebbar machen.

Darüber hinaus ist sie Trägerin des Crystal Awards, der höchsten künstlerischen Ehrung Japans, sie ist seit 2012 Mitglied der American Academie of Arts and Sciences und für ihre Initiative Midori and friends erhielt sie den Spirit of the City Award der Stadt New York.

Midori spielt seit 2000 die Guarneri del Gesù „ex-Huberman“ von 1734, die ihr von der Hayashibara-Stiftung lebenslang zur Verfügung gestellt wird. Diese Geige ist wie geschaffen für das sowohl fulminante als auch tiefschürfende Violinkonzert von Peter Tschaikowski. Komponist und Künstlerin kennen den Selbstzweifel nur zu gut, wir werden also die intensive Gefühlswelt, die diesem glanzvollen Werk innewohnt, von Midori in wissender Empathie dargeboten bekommen.

Am Pult des Royal Scottish National Symphony Orchestra steht der dänische Dirigent Thomas Søndergård, seit 2018 Generalmusikdirektor dieses international hochgeschätzten Klangkörpers. Immer wieder bitten die großen Orchester aller Kontinente um sein Dirigat. Auch als Operndirigent hat er sich einen „klingenden Namen“ gemacht.

Text: Ralf René Reese