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Wiener Symphoniker – gVe Konzert
16. November 2022 | 20:00 - 22:30
Mittwoch, 16. November 2022, 20 Uhr
Programmeinführung 45 Minuten vor Konzertbeginn
Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal
Yulianna Avdeeva
Omer Meir Wellber
Zwei Klassiker – Beethoven und Mozart – in ganz ungewöhnlicher Kombination bieten die Wiener Symphoniker unter Leitung von Omer Meir Wellber mit der Pianistin Yulianna Avdeeva. Hier zwei mächtige c-Moll-Werke, die berühmte Schicksalssinfonie op. 67 und das nicht minder geschätzte und beliebte dritte Klavierkonzert op. 37, dort die raffinierte, launige Mozart-Überschreibung von Péter Eötvös.
Yulianna Avdeeva war 2010 nicht nur die Gewinnerin des Chopin-Wettbewerbs, womit es endlich, nach Martha Argerich im Jahr 1968, wieder eine Frau auf dem Siegertreppchen gab. Sie ist auch eine ebenso feine Bach-Interpretin (mit englischen und französischen Suiten auf CD) wie elegante Beethoven-Spielerin, etwa auf YouTube mit dem fünften Klavierkonzert zu erleben! Das c-Moll-Konzert ist nicht minder aufregend und schlägt 1803 ganz neue Töne in Beethovens Schaffen an: herrische, dramatische, in der Konzeption kühne. Und doch ist der langsame Satz ein Mirakel, das Finale vor Energie geradezu berstend. Ähnlich die fünfte Sinfonie, entstanden in den fünf Jahren danach – von 1804 bis 1808. Sie ist Beethovens konzentrierte und nicht zuletzt wegen des den ersten Satz prägenden Klopfmotivs neben der Neunten seine bekannteste und berühmteste! Der unmittelbare Übergang vom Scherzo ins Finale, bei dem sich die lauernd hinausgezögerte Spannung in eine Ekstase sondergleichen entlädt, kennt in der Sinfonik des frühen 19. Jahrhunderts nichts Vergleichbares, samt einer Stretta mit, je nach Zählung, mindestens 15 Schlussakkorden!
Der israelische Dirigent Omer Meir Wellber ist derzeit erster Gastdirigent der Semperoper Dresden, Chefdirigent des BBC Symphony Orchestra in London und auch noch musikalischer Direktor des Teatro Massimo in Palermo. Doch ab Herbst wird er vor allem als neuer Musikdirektor der Wiener Volksoper wirken. Gleichsam als Vorgeschmack darauf ist er mit den Wiener Symphonikern in Erlangen zu Gast. Sogenannte Wohnzimmerkonzerte im Netz mit diesem Orchester haben uns die Corona-Pandemie versüßt, etwa dank Astor Piazzolas „Libertango“, wo Meir Wellber selbst inmitten der Musiker fulminant das Akkordeon spielt! Obgleich immer im Schatten der großen Schwester, also der Philharmoniker, die zugleich das Orchester der Wiener Staatsoper sind, brauchen sich die Wiener Symphoniker keineswegs zu verstecken, hatten sie doch etwa mit Wolfgang Sawallisch (1960-1970), Fabio Luisi (2005-2013) und Philippe Jordan (2014-2020) illustre, sie prägende Chefdirigenten.
Neben den beiden in Wien komponierten Beethoven-Werken ist auch Da Capo von Peter Eötvös ein Stück, das sich auf die K.-u.-k.-Monarchie – und Mozart – bezieht. 2012 komponierte er ein Werk für Cimbalom (oder Marimba) Solo und 16 Spieler, bei dem das Hackbrett ein Verfremdungseffekt ist, inspiriert vom ungarischen Zymbal-Spieler Miklós Lukács. Im Winter 2013/14 bearbeitete der ungarische Komponist es unter dem Titel „Dialog mit Mozart“ sinfonisch im Auftrag des Salzburger Mozarteums zu dessen 175. Bestehen – unter recht genauer Beibehaltung der kompositorischen Substanz. Das ursprüngliche Stück geht auf neun Fragmente Mozarts aus dessen Skizzenbüchern zurück, die jedoch von Anfang an so verfremdet sind, dass die überaus konzertante Partitur zwar oft sehr tonal klingt, aber doch eher neoklassizistisch angehaucht ist.
Beim Begriff Da Capo darf man hier nicht nur an die generelle Anweisung in den Noten denken, ab einer bestimmten Stelle etwas identisch zu wiederholen, sondern an die barocke Da-Capo-Arie und die oft so kreativen und schönen Verzierungen, mit denen ein Interpret in der Wiederholung des ersten Teils die Musik sich erst so richtig entfalten kann. Bei Eötvös erfolgt eine permanente Transformation, in der immer wieder einige Instrumente der Besetzung Flöte, Oboe, Englischhorn, Klarinette, Bassklarinette, Fagott, Horn, Trompete, Posaune, Tuba, Percussion, zwei Violinen, Bratsche, Cello, Kontrabass solistisch hervortreten. Vor allem in der Orchesterfassung klingt das, als wär’s ein barockes Concerto grosso.
Text: Klaus Kalchschmid