- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Bamberger Symphoniker – gVe Konzert
23. Oktober 2022 | 19:00 - 21:30
Sonntag, 23. Oktober 2022, 19 Uhr
Programmeinführung 45 Minuten vor Konzertbeginn
Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal
Anna Vinnitskaya
Die schöne Russin mit Sendungsbewusstsein: Ein Leben ist nicht genug, wenn es sich um eine so starke Künstlerin und Persönlichkeit wie Anna Vinnitskaya handelt. Also lebt diese Weltklassepianistin mehrere Leben: Eines als Pianistin mit internationalen Auftritten, eines als Hochschulprofessorin und eines – das ist ihr auch wichtig – als Familienmensch mit Mann und zwei Kindern. Wie sie das schafft? Mit Strenge und Disziplin: „Anders geht das eben nicht.“
Es zeugt von großem Selbstbewusstsein, nein, von Sendungsbewusstsein, wenn die Pianistin Anna Vinnitskaya offenen Blicks in die Kamera schaut und folgendes Statement abgibt: „Ich hab mir nie die Frage gestellt, möchte ich eine Pianistin werden oder nicht. Das Klavier war bei mir, immer da, und es lief einfach.“ Leise fügt sie hinzu: „So ist das.“ Auch die deutsche Sprache läuft bei der 39-jährigen russischen Pianistin perfekt, denn sie lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland. Anna Vinnitskaya stammt aus einer Musikerfamilie von Pianisten und Dirigenten, wo Musik immer das Hauptthema spielte. Ihre Kinder- und Jugendjahre verbrachte sie in Noworossijsk (am Schwarzen Meer) und Rostow. Dort war sie bei erstklassigen Lehrern und erinnert sich: „Ich spiele Konzerte seit ich sieben Jahre bin, und ich habe mich immer auf der Bühne sehr gut gefühlt.“ Diese Freude beim öffentlichen Präsentieren ist bei der attraktiven Pianistin sicht- und hörbar, begeistert in verblüffender Virtuosität und Musikalität.
Mit 18 Jahren schickten ihre Eltern sie nach Hamburg, wo sie unter anderem bei keinem Geringeren als Jewgeni Koroljow, dem Philosophen unter den Pianisten, studierte. Sie sagt über ihre erste Zeit in Deutschland: „Ich war nicht selbstständig. Es war eine harte und lehrreiche Zeit. Auch Koroljow brachte mir bei, musikalisch selbstständig zu sein: ´Durch Musik kannst du dich ausdrücken. Es ist nicht nur ein Beruf, es ist dein Leben.´“
Viele renommierte Preise und Wettbewerbe hat sie gewonnen. Der Durchbruch kam mit dem 1. Preis des Concours Reine Elisabeth 2007. Dieser bescherte ihr großartige Konzertauftritte mit erstklassigen Orchestern wie dem Gewandhausorchester, den Münchner Philharmonikern, den Berliner Philharmonikern, dem Royal Philharmonic Orchestra. 2009 wurde sie mit 25 Jahren die jüngste Professorin Deutschlands an der Musikhochschule in Hamburg.
Anna lebt ihr Leben – inzwischen mit Mann und zwei Kindern – selbstbestimmt, wenn sie sagt: „Ich spiele nur die Werke, mit denen ich etwas sagen kann.“ Russische Komponisten wie Rachmaninow, Prokofiev, Schostakowitsch liebt sie: „Wenn ich russisches Repertoire spiele, fühle ich mich wie zu Hause. Emotional verstehe ich diese Musik hundertprozentig.“ So trifft es sich für das Erlanger Publikum doppelt gut, dass die brillante Russin Rachmaninows erstes Klavierkonzert spielt. Mit den „Bambergern“ hat Vinnitskaya bereits konzertiert und der musikantisch-vitale tschechische Dirigent Petr Popelka dürfte die musikalische Verbindung an diesem gVe-Konzertabend zwischen Franken, Russland und Tschechien vertiefen. Nicht von ungefähr bescheinigt die norwegische Rezensentin und Musikwissenschaftlerin Astrid Kvalbein dem fröhlichen Tschechen folgende Fähigkeit: „Popelka beherrscht die Kunst des Kuratierens, wie man Werke aus unterschiedlichen Epochen einander gegenüberstellt, sodass man sie in neuem Licht und aus anderen Blickwinkeln hören kann.“
Diese Fähigkeit wird bei diesem abwechslungsvollen Konzertprogramm von Vorteil sein, und dennoch eine dramaturgische Gesamteinheit schaffen: Denn es gibt außer russischer Empathie noch Robert Schumanns Sinfonie Nr. 1, die „Frühlingssymphonie“ und französische Impressionen von Lili Boulanger mit einem Frühlingsmorgen „D´ un matin de printemps“ und dem traurigen Abend „D´ un soir triste“.
Es wird somit für alle Ausführenden das einzulösen sein, was Anna Vinnitskaya sich und dem Publikum als Ziel gesetzt hat: „So zu spielen, dass die Leute den Eindruck bekommen, ich erzählte etwas, wie es ein guter Film oder ein gutes Buch tun.“
gVe-Mitglieder kennen und lieben das an erstklassigen Konzerten. Neuzugänge werden von diesen mitreißenden Interpreten und Programm begeistert sein. Film bitte ab – Konzert!