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Kammerorchester Basel – gVe Konzert
19. April 2024 | 20:00 - 22:00
Freitag, 19. April 2024, 20 Uhr
Programmeinführung 45 Minuten vor Konzertbeginn
Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal
Die Cello-Maestra
Sie ist wohl die populärste und beliebteste Cellistin unserer Tage. Alles, was sie macht, fasziniert, bezaubert und begeistert das Publikum – nicht nur als Musikerin, sondern auch als Moderatorin, die seit Jahren im Wechsel mit dem Schlagzeuger Martin Grubinger durch das Musikmagazin KlickKlack des Bayerischen Fernsehens führt und dabei charmant, witzig und informativ Musikstücke oder Kolleginnen und Kollegen vorstellt. Sol Gabetta ist gemeint, eine äußerlich zarte und zierliche, ja elfische oder engelsgleiche Erscheinung, die aber als Cello-Maestra voller leidenschaftlicher Frauenpower steckt und deshalb – in Anspielung an den einstigen Monsieur 100.000 Volt Gilbert Bécaud – bisweilen auch schon als Madame 100.000 Volt bezeichnet wurde.
Von Südamerika nach Europa
Geboren wurde Sol Gabetta in Argentinien – 1981 in dem zentralargentinischen Villa Maria als Tochter eines Argentiniers und einer Französin russischer Herkunft. Anfang der 1990er-Jahre ging die Familie nach Europa. In Madrid studierte Sol Gabetta am Privatkonservatorium Escuela Superior de Musica Reina Sofia, in Basel an der Musikakademie und in Berlin an der Hanns-Eisler-Musikhochschule bei David Geringas. Tür und Tor der Konzertsäle und Musikfestivals der Welt öffneten sich Sol Gabetta nach aufsehenerregenden Wettbewerbserfolgen, so beim Moskauer Tschaikowski-Wettbewerb und beim ARD-Musikwettbewerb in München. 2004 gewann sie den hochdotierten Crédit Suisse Young Artist Award und spielte in der Folge beim Lucerne Festival als Starsolistin erstmals an der Seite der Wiener Philharmoniker. Die ganz große Karriere nahm ihren Lauf …
SOLsberg und Cappella GABETTA
„Es ist in meinem Leben alles so oder noch besser gekommen, als ich es mir gewünscht habe“, sagt Sol Gabetta heute. Seit 2018 ist sie Schweizer Staatsbürgerin. Bereits seit Längerem lebt sie mit ihrem Partner und ihrem kleinen Sohn in Olsberg, einem Dörfchen in der Nähe von Basel, wo die Cellistin auch einen Lehrauftrag an der Musikakademie hat. In Olsberg selbst veranstaltet sie zudem seit 2006 alljährlich ihr eigenes Kammermusikfestival, das sich in wortspielerischer Kombination von ihrem Vornamen mit dem Ortsnamen Solsberg Festival nennt. Mit ihrem älteren Bruder Andrés, einem Geiger, gründete sie wiederum 2010 das Originalklang-Orchester Cappella Gabetta, mit dem sie viel bejubelte CDs mit Cellokonzerten von Vivaldi, Platti & Co. aufnahm. „Ich spiele was und mit wem ich will“, bekennt die Cellistin und pflegt ein vielfältiges Repertoire, das vom Barock über die Klassik und Romantik bis zur Moderne des 20. Jahrhunderts und weiter bis zur zeitgenössischen Musik unserer Tage reicht. Auch viele Raritäten sind dabei.
„Great Britten“ in Erlangen
Beim gVe gastierte Sol Gabetta erstmals in den Jahren 2012 und 2015. Ihr Auftritt als „artist of reference“ im April 2020 musste wegen der Coronapandemie abgesagt werden, doch 2024 kommt die Cellistin nun endlich wieder einmal nach Erlangen. Im Gepäck hat sie ein großartiges, aufregendes, aber hierzulande eher selten zu hörendes Meisterwerk der sinfonisch-konzertanten Weltliteratur für Violoncello und Orchester – die „Cello Symphony“ von Benjamin Britten, dem größten britischen Komponisten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das im April 1963 vollendete Werk ist de facto ein hyper-virtuoses Cellokonzert, auf den Leib geschrieben und gewidmet der Cellolegende Mstislaw Rostropowitsch. Dass es „great Britten“ dennoch nicht mit Konzert, sondern mit Sinfonie betitelte, liegt an zweierlei – an der viersätzigen Anlage, wie eine Sinfonie, und an der Gleichberechtigung von Solocello und Orchester. Sol Gabetta vollführt die Tour de Force an der Seite lieber Freunde und Nachbarn aus ihrer Schweizer Wahlheimat: dem Kammerorchester Basel unter der Leitung vom musikalischen Allround-Altmeister Heinz Holliger – Oboist, Komponist und ein Dirigent, der sich in den letzten Jahren nicht zuletzt als Schubert- und als Schumann-Interpret profiliert hat. Bei uns dirigiert er die musikalisch überschäumende „Rheinische“ des deutschen Erzromantikers, außerdem Mendelssohns tönenden Reisegruß von seinem Abstecher zu den Hebriden während seiner England-Schottland-Tour 1829.
Text: Klaus Meyer