Kit Armstrong – Bamberger Symphoniker – gVe Konzert
16. Februar 2025 | 19:30 - 21:30
Sonntag, 16. Februar 2025, 19:30 Uhr
Programmeinführung 45 Minuten vor Konzertbeginn
Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal
FESTIVAL DER KLANGPRACHT
KIT ARMSTRONG, DIE BAMBERGER SYMPHONIKER UND BERTRAND DE BILLY
Im September 2021 gastierte er erstmals beim gVe und versetzte, wie überall in der Welt, auch das Publikum in Erlangen in Begeisterung: Kit Armstrong, der US-amerikanische Pianist, über den nur in Superlativen gesprochen und geschrieben wird. Den ultimativen Ritterschlag erhielt er dabei schon vor Jahren vom Pianisten-Altmeister Alfred Brendel, der über ihn sagte, er sei „die größte musikalische Begabung, der ich in meinem ganzen Leben begegnet bin.“ Im Februar 2025 – zwei Tage nach Valentinstag – kommt Kit Armstrong wieder nach Erlangen. Dieses Mal mit den Bamberger Symphonikern und dem französisch-schweizerischen Stardirigenten Bertrand de Billy, der das gVe-Publikum bereits im März 2017 in seinen Bann zog.
Musik, Mathematik und Meeresfrüchte
Kit Armstrong wurde 1992 in Los Angeles geboren – als Sohn einer aus Taiwan stammenden Naturwissenschaftlerin und eines Amerikaners, den er nie kennenlernte: Kit Armstrong wuchs ohne Vater bei seiner alleinerziehenden Mutter auf. Bereits mit neun Monaten begann er zu sprechen, wenig später auch zu rechnen. Im Alter von fünf Jahren fing er mit dem Klavierspielen und Komponieren an, mit acht begann er, an der kalifornischen Chapman University Musik und Physik zu studieren. Mathematik und Biologie kamen an der Utah University hinzu. Sein Musikstudium komplettierte er am Curtis Institute in Philadelphia, an der Royal Academy of Music in London und als Privatschüler von Alfred Brendel. „Ich bin einfach ein neugieriger Mensch.“ Mit diesen Worten erklärt Kit Armstrong, der auch vier Sprachen fließend spricht, sein phänomenales Mehrfachtalent als Musiker, Naturwissenschaftler und Polyglotter. Aber er hat noch andere Interessen. Die Origami genannte Kunst des Papierfaltens gehört dazu, auch die Kochkunst, wobei seine Vorliebe den Meeresfrüchten gilt – „ganz einfach gedünstet, gebraten oder auch roh gegessen.“ Und er fügt hinzu: „Es gibt auf dieser Welt weniges, was in mir solch überragende Gefühle erregt.“
500 Jahre Claviermusik
Als Musiker ist Kit Armstrong nicht nur Pianist, sondern tritt auch als Dirigent, als Komponist und als eloquenter Musikverbalisierer in Erscheinung. Von schier beispielloser Bandbreite ist sein Repertoire. Es reicht von William Byrd und John Bull bis zu György Ligeti und Arvo Pärt. Diese Namen umspannen fast 500 Jahre Claviermusik – mit C geschrieben, weil darunter Musik für Tasteninstrumente aller Art zusammengefasst ist: für Clavichord, Cembalo oder Orgel, für Hammerklavier oder den modernen Konzertflügel. Alle diese Instrumente spielt Kit Armstrong, die Orgel zumal in der ehemaligen Kirche im nordfranzösischen Hirson, die er sich 2012 kaufte, und die er in den Sommermonaten für Konzertveranstaltungen nutzt.
Lady Jazz wird zur Prinzessin
Bei seinem Erlanger Debüt 2021 hatte Kit Armstrong ein Mozart-Konzert auf dem Programm, 2025 spielt er eines der beliebtesten Klavierkonzerte des 20. Jahrhunderts. Es ist ein Werk, dessen Entstehung und Uraufführung sich 2025 zum 100. Mal jähren – das Concerto in F von George Gershwin, dem coolen Grenzgänger zwischen Broadway und Carnegie Hall, zwischen Musical und Sinfonik, zwischen E- und U-Musik. Sein Concerto in F ist ein Klavierkonzert im großen sinfonisch-konzertanten Stil, aber durchzogen von Intonationen des Jazz, Blues und Popular
Song – und prall gefüllt mit unsterblichen Melodien. Als es in der New Yorker Carnegie Hall mit Gershwin am Klavier aus der Taufe gehoben wurde, schrieb der Dirigent der Uraufführung Walter Damrosch, Gershwin habe „Lady Jazz, die extravagante und so modisch-launenhafte Dame in ein Kleid gesteckt, das aus dem klassischen Stoff eines Konzerts gemacht ist, und vor aller Welt zu einer Prinzessin ausgerufen“.
„Ein großes musikalisches Freskogemälde“
Nach der Konzertpause präsentieren dann Bertrand de Billy und die Bamberger Symphoniker „eines der schönsten Produkte der gesamten französischen Musik.“ So Igor Strawinsky über Maurice Ravels Ballett-Meisterstück „Daphnis et Chloé“, das der Komponist selbst als „ein großes musikalisches Freskogemälde“ beschrieb. Bertrand de Billy, der 2025 seinen 60. Geburtstag hat, ist ein international gleichermaßen gefeierter Opern- und Konzertdirigent, und doch hegt er eine starke Affinität zum Musiktheater. Mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien, das er fast ein Jahrzehnt als Chefdirigent leitete, hat er viel Oper gemacht, und seit Langem ist er mit den großen Häusern in Wien, München, Paris und San Francisco genauso verbunden wie mit der Oper La Monnaie in Brüssel und dem Londoner Covent Garden. Bezeichnenderweise dirigiert Bertrand de Billy bei uns nicht eine der häufig aufgeführten Konzertsuiten aus „Daphnis et Chloé“, sondern die gesamte Ballettmusik, die Ravel im Übrigen im Untertitel „Symphonie choréographique“ nannte und damit indirekt ihre Aufführung jenseits der Ballettbühne lizensierte. Die auf einem griechisch-antiken Schäfer-Roman des Longos von Lesbos basierende Balletthandlung inspirierte Ravel zu seiner orchestral raffiniertesten und klangsinnlich betörendsten Musik überhaupt – ein einzigartiges Festival der strahlend-leuchtenden Klangpracht.
Text: Klaus Meyer