Die Hofmetzgerei
Auf den Elch gekommen
Der beladene Hänger macht einen Satz, quietschend kommt das Auto an der polnischen Grenze zum Stehen. Ein Mann mit Fellmütze lehnt sich in das geöffnete Fenster: „Ladung?“
„Elch“, antwortet Walter. Der Mann blinzelt, sieht auf die Papiere in seiner Hand. „Aus Estland?“ Es ist sicher nicht die einzige Reise, die Walter, seit neun Jahren Metzger auf dem Nägelhof, im Namen von Qualität und Frische unternommen hat. Sicher aber die Weiteste. 1.800 Kilometer sind er und Jungkoch Timo gefahren. Von Büchenbach nach Estland. Und das nur, um einen Elch abzuholen.
„Weil der Kunde eben einen haben wollte.“ Geplant ist all das eigentlich anders. Der Elch sollte in Schweden geschossen und dann per Frischdienst einige Wochen vor der Veranstaltung geliefert werden. Doch dazu kommt es nicht. Fünf Tage vor der Veranstaltung heißt es: Nägel soll den Elch selbst abholen – und das nicht in Schweden, sondern in Estland. „Also sind wir losgefahren“, erzählt Walter mit einem Achselzucken. „War mal was anderes.“
Der Nägelhof ist in den vergangenen Jahren zu Walters Zuhause geworden. Gemeinsam mit Nägel Senior kümmert er sich um das hofeigene Damwild und den Karpfenweiher. In seiner Hofmetzgerei fertigt er die Fleischwaren für die Veranstaltungen und den Biergarten. „Bei seinen Lieblingsbeschäftigungen wie der Zubereitung von Pressack und Blutwurst, hilft mir der Senior immer“, erzählt Walter. „Und wenn mal ein Hänger angekoppelt oder im Garten was getan werden muss, packe eben ich mit an. Wir helfen einander. Wie man das in einer richtigen Familie eben so macht.“
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